Vor einigen Wochen saß ich mit meinen Kindern im Auto und das Radio lief.
Ich weiß nicht, wie Autofahren bei Euch so abläuft. Bei uns finden vier Dinge während der fahrt statt: Die Kinder kritisieren meinen Fahrstil und ermuntern mich länger nach einer Parklücke zu suchen (“Dann  kommst Du besser rein Mama“), streiten sich lautstark (“Du bist über der Linie, das ist MAAAIN Sitz!“), möchten daß ich das Radio lauter drehe, oder sie fragen mich zirka zweitausend Fragen, die ich spontan gar nicht umfassend beantworten kann. So auch diesmal: Die Achtjährige (K2) wollte plötzlich Dinge wissen wie “Mama, was macht ein Radiomoderator eigentlich? Und kann der während der Sendung auch mal aufs Klo gehen? Wie ist das eigentlich, wenn der Hunger hat? Kann der sich mit den Kollegen zusammen einen Döner holen gehen?

Doch wen außer eine Suchmaschine könnten wir fragen? Seit der Sender 1988 überregional sendet, höre ich  Antenne Bayern. Auch wenn ich Willy Astors  Radiofamilie Die Feuchtgrubers sehr vermisse. Einer meiner Brüder hatte damals alle Folgen auf Musikkasseten mitgeschnitten. Ja, ich bin “ich habe noch Musikkassetten mit Stiften zurückgespult -alt.  meine Mädels wollen nix anderes. Was man halt so gewohnt ist. Nachdem ich selbst Hörerin der ersten Stunde bin ist das wohl vererbt.
Den rettenden Einfall hatte die Achtjährige selbst: “Frag doch mal Deine Bloggerkollegen”. Sie hatte natürlich recht, denn ich kenne eine Bloggerin, die sogar bei Antenne Bayern arbeitet: Jennifer Schrems.

Interview mit der Radiomoderatorin Jennifer Schrems

Die Achtjährige hat mit mir aufgeschrieben, was sie von Jennifer wissen will. Ob sie während der Sendung Döner ist, lest Ihr im folgenden Interview.

Hallo Jennifer,
ich höre am liebsten Antenne Bayern im Radio. Ich finde es toll, daß es auch immer eine „Gute Nachricht aus Bayern gibt“. Sonst wird ja ständig nur von Krieg und anderen schlechten Dingen geredet.

Radiomoderatorn Jennifer Schrems

Jennifer Schrems am Mikrofon.
Photo: Jennifer Schrems

1.   Radiomoderatorin ist ein spannender Beruf, wie bist Du das geworden? Muß ich dafür viel lernen?

Hallo liebe K2! Das freut mich ja total, dass du Antenne Bayern-Hörerin bist. Die „Gute Nachricht“ mag ich übrigens auch sehr gerne, es macht viel mehr Spaß, über Positives zu berichten. Aber das geht halt leider nicht immer.

Ich bin seit dem Jahr 2004 beim Radio und habe ganz bei dir in der Nähe damit angefangen, nämlich in Nürnberg, im Funkhaus. Dort habe ich erst mal ein Praktikum gemacht, danach ein 2-jähriges Volontariat (so nennt sich die Ausbildung in den Medien. Nach dem Volo darf man sich dann offiziell „Redakteur“ nennen). In diesem Volo durfte ich ganz viel lernen: Ich war als Reporterin unterwegs, wenn irgendwo was los war, ich habe in das Thema Nachrichten reingeschnuppert und ich habe auch meine Leidenschaft fürs Moderieren entdeckt – damals beim Funkhaus-Sender Radio Gong. Insgesamt habe ich gut 4 Jahre beim Nürnberger Radio gearbeitet und auch mein Studium beendet. Ich habe übrigens Grundschullehramt studiert – also eigentlich was ganz ganz Anderes ;-) Das war eher so eine Vernunftssache – vielleicht kennst du das von deiner Mama, dass sie sagt: K2, das wäre ganz gut wenn du das machst. So ähnlich war das mit dem Studium bei mir ;-) Mein Traum war es aber schon immer, irgendwann mal bei Antenne Bayern zu arbeiten. Das hat dann 2008 geklappt.

2.   Mußt Du die ganze Zeit im Studio sein oder darfst Du auch rumlaufen? Wenn Du aufs Klo mußt oder Hunger auf einen Döner hast zum Beispiel?

Wenn ich eine Sendung moderiere, bin ich komplett für die Technik im Studio verantwortlich. Da gibt es dann niemanden, der mir hilft. Wenn ich einen Fehler machen würde am Mischpult mit den vielen Knöpfchen, dann würden das Millionen Menschen am Radio hören – das wäre also nicht so gut. Ich darf deshalb nicht vergessen, auf die Knöpfe zu drücken, wenn ein Lied aus ist. Sonst hörst du nämlich danach NICHTS im Radio – wäre ganz schön blöd ;-)

Wenn ich einen Fehler machen würde am Mischpult mit den vielen Knöpfchen, dann würden das Millionen Menschen am Radio hören.
Jennifer Schrems, Radiomoderatorin

Aber natürlich kann ich auch mal schnell aufs Klo rennen, wenn zum Beispiel mal ein längeres Lied läuft. Wenn ich Hunger auf einen Döner habe, dann muss ich hoffen, dass ein Kollege in der Mittagspause auch Lust darauf hat und mir einen mitbringt ;-)

Ich selbst kann das Studio während meiner Sendung nicht länger als ein paar wenige Minuten verlassen. Stell dir vor, es würde was Schlimmes passieren oder ein Geisterfahrer unterwegs sein wenn ich gerade nicht da bin. Das wäre furchtbar, denn dann könnte ich nicht schnell eingreifen und die Hörer informieren.

3.   Woher bekommst Du die ganzen Informationen über die Du sprichst und die Geschichten, die Du erzählst?

Im Hintergrund arbeiten ganz viele tolle Menschen, die Redakteure. Sie unterstützen die Moderatoren bei der Arbeit und bereiten interessante Interviews vor oder recherchieren gute Themen. Es ist also wirklich viel viel Teamwork!

4.   Schreibst Du Dir vorher auf was Du sagen möchtest?

Grob! Nicht Wort für Wort – und es kommt auch immer auf die Themen an. Wenn spontan ein Witz gemacht wird, dann ist der nicht aufgeschrieben vorher. Wenn ich aber über ein ernstes Thema berichte, dann will ich sehr gut vorbereitet sein und schreibe mir das Wichtigste vorher auf – ich will ja nichts verwechseln oder falsch machen.

5.   Was passiert, wenn Du mal zu spät zur Arbeit kommst, weil Du im Stau steckst?

Oh, das ist mir leider wirklich schon passiert. Ich wohne ja in Nürnberg und Antenne Bayern ist in der Nähe von München. Wenn also Stau auf der Autobahn ist, dann kann ich da gar nichts dafür. Ich fahre zwar immer sehr sehr rechtzeitig los, aber ein oder zwei Mal kam ich tatsächlich schon zu spät in meine Sendung. Da habe ich dann ganz zerknirscht den Moderator, der vor mir moderierte, angerufen und ihn gebeten, ein paar Minuten länger zu bleiben. Das Studio kann ja nicht alleine bleiben – es muss immer jemand da sein. Zum Glück habe ich nette Kollegen.

Radiomoderatorin Jennifer Schrems vor dem Mischpult im Antenne Bayerns Studio

Radiomoderatorin Jennifer Schrems schwanger mit ihrem Sohn am Mischpult. Damit alles läuft muß sie zu jeder Zeit den Überblick behalten.
Photo: Jennifer Schrems

6. Was machst Du, wenn gerade Musik im Radio läuft?

Dann bereite ich mich auf den nächsten „Break“ vor. Ein Break ist ein Moderationsplatz, an dem ich etwas erzähle. Ich bespreche das mit dem Team im Hintergrund und konzentriere mich nochmal auf alles. Aber natürlich darf ich auch mal was Trinken oder Essen wenn ein Lied läuft. Oder mal kurz mit den Kollegen übers Wochenende quatschen ;-)

7. Darfst Du die Musik selbst auswählen oder sagt Dir Dein Chef, was Du spielen sollst.

Nein, wir haben eine eigene Musikredaktion, die die Songs nach einem ausgeklügelten System auswählen. Mal was Altes, mal was von einer Frau, dann ein Mann, dann was ganz Neues… Wir Moderatoren haben da kein Mitspracherecht und geben Hörerwünsche immer direkt an die Musikredakteure weiter.

Studiomikrofon von Jennifer Schrems im Antenne Bayern Studio

Wie toll ist das denn? Jeder Moderator hat sein eigenes Mikrofon!
Photo: Jennifer Schrems

8.   Hast Du Dich schon mal versprochen oder was Dummes gesagt?

Haha, schon so oft habe ich mich versprochen. Klar, Moderatoren sind ja ganz normale Menschen und keine Maschinen. Meistens kann man das aber lustig auffangen und die Hörer mögen solche kleinen Pannen oder Versprecher sogar ganz gerne und lachen vielleicht sogar mit.

9.   Was war das Aufregendste worüber Du je berichtet  hast?

Hm, da gab es einiges. Ich habe zum Beispiel gerade im Studio gestanden, als die Fukoshima-Katastrophe passierte – das war schon krass. Für mich PERSÖNLICH total aufregend war der Moment, als mich meine Kollegen live im Radio am letzten Tag vor meinem Mutterschutz überraschten. Da habe ich das erste Mal wirklich geweint vor Rührung im Radio. Das haben wahnsinnig viele Menschen gehört und mir danach tolle Mails geschrieben. Das kannst du dir gerne auch nochmal hier anhören wenn du magst.

Danke für Deine Antworten!
Sehr gerne, liebe K2! Hat Spaß gemacht – du bist eine gute Interviewerin


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