Das mit dem zeitigen Aufstehen hat auch an Tag drei nicht wirklich geklappt. Geweckt wurde ich letztendlich durch einen Telefonanruf. Zum Glück hat die Anruferin unseren Termin um zehn Uhr verschoben, das wäre hektisch geworden.

Tag 3: 3. Januar 2019

Die obligatorische #Charlyrunde wurde durch Akrobatik unterbrochen

Ich hatte mir ja einen Hund zugelegt, damit ich nach der Kleinkindphase der Kinder trotzdem noch ab und zu an die frische Luft komme. Und an 360 Tagen im Jahr genieße ich das extrem. So wie heute, wieder in Begleitung der Jüngsten und bei strahlendem Sonnenschein. Sie ist mit Charly um die Wette gerannt und wurde dann ganz philosophisch: Sie überdachte die Frage, ob sie mit ihrem Verhalten andere Menschen beeinflussen kann.

Christbaumschmuck
Plötzlich war der Baum gelb. Also mußte die Deko runter.

Wieder zu Hause stellte ich leider fest: Der Weihnachtsbaum ist über Nacht gealtert. Er hatte gelbe Nadeln bekommen. Nicht, daß ich nicht Charly in Verdacht hatte den Baum als Toilette mißbraucht zu haben, aber rundherum war alles trocken. Seine Zeit war wohl einfach vorbei.
Die ganze Abschmück-Prozedur dauerte dann doch länger als gedacht. An jedem Stück, daß ich in die Hand nahm klebten die Erinnerungen. Manche wie Kaugummi, manche wie eine leichte Feder. Die Engel im Bild bekam ich von einer Freundin aus Norwegen geschenkt. Sie erinnern mich immer an eine ganz besondere Vorweihnachtszeit.

Gras wächst im Haus
In meinem Fensterrahmen wächst Gras. Das zeugt von meinen hausfraulichen Fähigkeiten.

Und wenn man doch schon mal beim Putzen ist, dann kann man ja auch gleich die Fensterdeko entfernen. Die war bei uns in diesem Jahr dann doch nach den Vorlagen von Bine Brändle. Zwei Jahre konnte ich allen InfluenzerInnen zum Trotz die schönen Fensterbilder ignorieren, dieses Jahr hat es nicht geklappt. Den Kindern hat es viele Stunden Spaß gemacht die Malvorlagen auszumalen und mit Öl einzupinseln. Also so what. Bin ich halt auch ein Lemming.

Aber was dann geschah ist kaum zu glauben …
Ich entdeckte einen Beweis für meine fehlenden hausfraulichen Fähigkeiten. Äh was ist das überhaupt? Gibt es auch hausmännliche Fähigkeiten? Oder ein weniger Abwertendes Wort für die Fähigkeit zu Putzen, Kochen, Waschen, Bügeln und den ganzen Scheiß rund ums Leben in einem überdachten Gebäude?
Egal, langer rede kurzer Sinn: Zwischen Fußbodenabschlußleiste und Fensterrahmen wuchs Gras. Oder was auch immer es war. Grün war es auf jeden Fall. In meiner Panik, daß bald das ganze Haus von innen zuwuchern könnte und wir uns dann dornröschenmäßig wieder ins Freie schneiden müßten (was völlig unmöglich wäre, die Gerätschaften dazu lagern im Schuppen), riß ich das Pflänzchen aus. Vielleicht hätte ich abwarten sollen, bis es Früchte getragen hätte? Wer weiß, vielleicht war es ein vergessener Paprikakern, der in diese winzige Ritze gelangt ist und sich von Dreck und Kondenswasser ernährt hatte? Ich werde es leider nicht mehr erfahren

Karottenschalen
Schnelles #zuMittag. Kartoffeln, Karotten und Spiegelei.

Schon wieder kochen. Daß diese Kinder auch immerzu Hunger haben. Früher, habe ich dann gekocht, wenn ich Hunger hatte. Oder auch nicht gekocht und mir ein Brot geschmiert. Heutzutage muß man sich (zumindest in den Ferien) jeden Tag eine vollwertige Mahlzeit ausdenken, die dann aber bitte auch instagramtauglich sein muß (das Auge des Kindes ißt schließlich auch mit).
Nunja, es wurde Kartoffeln mit Karotten und Spiegelei. Da weiß ich wenigstens, daß es mindestens zwei Hausbewohnern schmeckt. Mir und einem Kind, was zumindest heute die Hälfte der Anwesend ist.

Ludwig Erhard Zentrum  Fürth
Ludwig Erhard-Zentrum Fürth: Eine gehaltvolle Ausstellung haben sie hier auf die Beine gestellt.

Nach viel Rumdiskutiererei á la: “Warum darf ich nicht mit den Anderen zur Eislaufbahn? Warum bin ich für alles immer zu klein?” schafften wir es bis zum Bahnhof und trafen in der Stadt Julia von Teepod zu einer lang verabredeten Tour durchs Ludwig Erhard-Zentrum. Das Resümee der Jüngsten: “Total viel Krieg”, was auch irgendwie stimmte. Schließlich drehte es sich um die Nachkriegszeit und die Auswirkungen des Krieges. Ich fand alles sehr spannend und muß dringend noch einmal hin, um alles Ton- Film- und Bildmaterial in Ruhe auf mich wirken lassen zu können.

Den Nachmittag ließen wir zu Dritt bei Kaffee und Törtchen ausklingen. Und ich bin so voller Vorfreude: Julia hat mir ihr Waffeleisen für Waffelhörnchen geliehen. Damit möchte ich sehr bald ein Rezept für diese holländischen Karamellwaffeln ausprobieren. Die, die man zum Aufwärmen auf die Kaffeetasse legt. Und ich freu mich gleich doppelt, weil ich mir das Waffeleisen gebraucht kaufen wollte, aber nun ausleihen konnte!

Falsch zugeordnete Zitate_3
Heute am 3. Januar das falsch zugeordnete Zitat mit D.Trump.

Und hier schnell noch das falsch zugeordnete Zitat des Tages: “Man lässt sich lieber durch Gründe überzeugen, die man selbst erfunden hat, als durch solche, die anderen in den Sinn gekommen sind“. sagt hier Herr Trump. Eigentlich ist das Zitat von einem gewissen Blaise Pascal. Geboren 1623 war er später Mathematiker und Physiker und schuf die Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Jetzt weiß ich auch wieder, zu welcher Gelegenheit ich das letzte Mal von ihm hörte: Als ich in Mathe nur drei Punkte hatte. Wahrscheinlichkeitsrechnung ist jetzt nicht so mein Fachgebiet.
Aber das Zitat Trump in den Mund zu legen paßt. Auch wenn die Intelligenz des Amerikaners mit Migrationshintergrund ein paar Nummern unter dem Pascals liegen dürfte.

Schnauze Alexa
Johannes Bröckers Schnauze, Alexa!

Ein neues Buch von meinem Lesestapel. Schnell durchgelesen mit seinen knapp hundert Seiten. Es lag in meinem Lieblingsbuchladen neben der Kasse und meine Lieblingsbuchhändlerin erklärte mir, daß leider nur Menschen wie ich, die eh nicht bei Amazon kaufen zu diesem Buch greifen würden. Mmh.
Der Autor Johannes Bröckers geht der Frage nach “Warum kaufen wir noch immer bei Amazon? Wir wissen doch alle, dass Amazon steuern vermeidet, wo es nur geht, […] Wir wissen, daß Amazon seine Arbeiter in den Logistikzentren permanent mit Kameras überwacht, miserabel bezahlt und schlecht behandelt. Wir wissen, daß Amazon auf dem Weg zur Weltspitze ganze Branchen plattmacht und Märkte zerstört.” (Wer seriöse Quellen dafür braucht, ich schreibe sie gerne dazu).
Mehr als 17 Millionen deutsche Amazon-Kunden sind Prime-Kunden, daß heißt sie zahlen einen Mitgliedsbeitrag (ca. 8€/Monat) für eine bequeme Art des Shoppings. Das dazu auch noch portofrei im Hin- und Rückversand ist. Macht sich denn niemand Gedanken darüber, wer darunter leiden muß, wenn etwas “nichts” kostet? Für eine Dienstleistung, die ich umsonst bekomme, muß jemand arbeiten, ergo sollte er dafür auch bezahlt werden.
Welche Ausmaße dieses Onlineshopping angenommen hat, konnte ich in den letzten Monaten selbst erleben: der Paketbote versucht gar nicht zu klingeln. Er stellt die Pakete einfach vor die Tür. Er fälscht meine Unterschrift oder behauptet der Briefkasten hätte mein Paket angenommen. Dies tut er mit Sicherheit nicht, weil er mir eins auswischen und mir Ärger bereiten will. Er schafft seine Tour sonst einfach nicht. Die Wahrscheinlichkeit Ärger wegen verschwundener Päckchen zu bekommen ist anscheinend geringer als Verzugsstrafen einzufahren weil er nicht rechtzeitig zugestellt hat.
Und was machen wir? Wir holen uns noch Alexa ins Haus, die uns irgendwann einfach Pakete mit Dingen schicken läßt, die ein Algorithmus aus unseren Gesprächen und sonstigen Daten errechnet hat. Als Einstimmung darauf, wie es in nicht allzu ferner Zukunft sein wird kann ich Marc Uwe Klings Qualityland empfehlen. Da bleibt so mancher Lacher im Hals stecken.
Und wieder bleibt mir am Ende: In was für einer Welt leben wir eigentlich? Was wollen wir uns unseren Kindern und Enkeln hinterlassen? Ist uns unsere Bequemlichkeit so wichtig, daß wir es nicht einfach mal anders machen können?
Zum Beispiel unsere Bücher bei Geniallokal bestellen und nach Hause liefern lassen wenn es gar nicht anders geht? Kostet auch keinen Cent mehr.