Ich muß es erst perfekt können, bevor ich glaubwürdig darüber schreiben kann!
So dachte ich in den letzten Jahren und schrieb nur hin- und wieder Artikel zum Thema Nachhaltigkeit.
Aber es wird wohl nie dazu kommen, dass ich in meinem 5-Personenhaushalt keinen Müll mehr produziere, mich ausschließlich gesund ernähre, und keine Dinge mehr kaufe, von denen ich nicht weiß wer sie wie gemacht hat.
Deshalb nehme ich Dich jetzt einfach mit auf meinem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Und ich wünsche mir ganz viel Feedback zu meinen Ideen und Gedanken.
Bei mir begann alles mit einem Tick.
Information ist alles oder?
Seit ich lesen kann, muß ich alle Packungsrückseiten und Inhaltsstoffe lesen. Das ist wie ein innerer Zwang. Entwickelt hat sich das wohl in der Zeit des Lesenlernens, als mir plötzlich eine ganz neue Welt offenstand: ich konnte mich selbst informieren!
Als ich dann mit dem ersten Kind schwanger war, beschäftigte ich mich intensiv mit dem Thema Ernährung und Inhaltsstoffen von (verarbeiteten) Lebensmitteln. Im Laufe der Jahre wurde das Thema immer größer und ich wollte wissen, woher meine Kleidung kommt oder wie ich Verpackungsmüll vermeiden kann. Zusätzlich zu den Konsumfragen des täglichen Lebens stellte sich mir auch die Frage, wie ich den ganzen Ballast aus Keller und Kinderzimmer sinnvoll loswerden konnte und neuen Ballast möglichst vermeide.
Das Problem: je mehr ich informiert bin, desto mehr Informationen möchte ich haben. Doch zu viel Information führt zu dem Dilema, dass ich kaum noch entscheiden kann, was richtig für mich ist. Nehmen wir mal das Beispiel Schuhe: kaufe ich Lederschuhe oder lieber vegane Schuhe. Die Lederschuhe kann ich im besten Fall zehn Jahre tragen. Wenn sie allerdings herkömmlich gegerbt sind, ist das eine ziemliche Umweltbelastung. Die veganen Schuhe sind zwar lederfrei, haben wegen der Haltbarkeit aber meistens eine Kunststoffsohle und sind einfach nicht so strapazierfähig wie die Lederschuhe. Dann brauchen die Kinder für die Schule auch jeweils Hallen- und Sportplatzturnschuhe. Die gibt es schon mal gar nicht plastikfrei und wenn ich doch ein mögliches Paar nach langer Recherche im Netz aufgestöbert habe, dann ist der Preis für drei Mal zwei Schuhpaare (pro Halbjahr) völlig utopisch.
Über den Tellerrand geschaut: Das Thema Nachhaltigkeit woanders
Was mir bei meinem Dilemma wie mache ich es richtig immer wieder hilft, ist bei anderen zu schauen, wie sie das machen. Hauptsächlich im Netz, denn in meinem näheren Umfeld ist es das Thema noch nicht richtig angekommen.
Zum Glück gibt es das Internet und meine Filterblase in der sich viele Menschen Gedanken machen, wie man nachhaltiger leben kann. Rachel Suhre, die auf der Familienbloggerkonferenz denkst einen Vortrag zum Thema Nachhaltigkeit in der Familie hielt rief zum Beispiel erst kürzlich zu einer Instagram Challenge auf und fordert #nachhaltigJETZT. Es ging darum einfach mal den Lebensstil zu analysieren und in kleinen Schritten nachhaltiger zu handeln. Wie viele Menschen mitgemacht haben, zeigt auch die Aktualität des Themas.
Mit Andrea Zschocher bin ich auch immer wieder im Gespräch zu diesem Thema. Wir sprechen zum Beispiel über Kleidung und sind uns einig: Billigkleidung? Nicht für uns! Doch wir erkennen auch Unterschiede, was die Möglichkeiten angeht nachhaltig zu leben. Andrea lebt in Berlin. Dort gibt es zum Beispiel an jeder Ecke Eis aus Eigenproduktion. Sind wir hier im eher ländlich geprägten Raum unterwegs, haben wir oft keine Alternative zu dem einen Eishersteller, der die Schleckeisindustrie in ganz Europa dominiert.
Bei Bettina Appelt ist Nachhaltigkeit auch immer wieder Thema. Auch wenn der Titel Nachhaltigkeit: Das tägliche Scheitern von 15 Bloggern negativ klingen mag. Es zeigt uns, daß viele Veränderungen einfach ihre Zeit brauchen und wir nicht alleine mit unseren Herausforderungen im täglichen Leben sind.
Eine großartige Inspiration ist für mich die Journalistin Nadine Schubert, die in einem Interview zu ihrem Buch Besser leben ohne Plastik feststellte, daß das Thema plastikfrei Leben die ganze Gesellschaft angeht und nicht nur die Bildungsbürger beschäftigt. Sie gibt auf ihrem Blog Tipps zum plastikfreien Leben, probiert viel selbst aus und ist so ehrlich, Dinge die sich langfristig nicht bewährt haben zu benennen. Und gerade las ich, daß im September ihr neues Buch erscheint, ich bin gespannt!
Florian Schreckenbach und Leena Volland begleiten mich mit ihrem Blog und dem Buch Dein Weg zur Nachhaltigkeit. Viele Gedanken, die sie aufgreifen sind mir bekannt, manche völlig neu. Sie weiten den Begriff Nachhaltigkeit extrem aus. Denn es geht nicht nur um die Dinge, die ich konsumiere. Es geht um meine Einstellung, mein Handeln, wie gehe ich mit anderen Menschen um.
Ausblick
Ich habe in den vergangenen Jahren bereits viel geschafft. Statt fünf Gelber Säcke haben wir nur noch einen alle vier Wochen. Ich kaufe meine Milchprodukte im Glas und nehme Einkaufsnetze mit in die Obst- und Gemüseabteilung. An der Käse- und Wursttheke habe ich meine Glas- oder Porzellanbehälter dabei. Meine Bürsten sind aus Naturfasern und ich benutze Kosmetik ohne Mikroplastik. Wenn ich Klamotten kaufen muß, achte ich darauf woher sie kommen und woraus sie bestehen. Ich versuche so viel wie möglich vor Ort zu kaufen, statt im Internet zu bestellen.
Und doch sehe ich noch so viel Veränderungspotential den Alltag noch nachhaltiger zu gestalten. In den nächsten Wochen werde ich nun regelmäßig darüber berichten, wie ich das Thema angehe. Und auch meine Fragen und Zweifel nicht verschweigen.
Vor allem aber freue ich mich darauf, mich mit Dir auszutauschen und von Dir zu erfahren, wie weit Du bist auf dem Weg zu einem nachhaltigen Leben.
Welchen Lebensbereich möchtest Du noch optimieren?
Neulich habe ich Julia Post kennen gelernt, die ihre Initiative “coffee-to-go-again” vorgestellt hat. Akzeptiert ein Café oder Restaurant den Aufkleber, darf man seinen eigenen Becher mitbringen und bekommt ihn gefüllt.
ich kann dich voll verstehen.
manchmal ist es mir persönlich einfach zu viel, mich bis in’s kleinste zu informieren und dann am ende eigentlich doch nicht weiter zu wissen. ich versuche, nachhaltigkeit langsam aber sicher in kleinen schritten in meinen alltag zu integrieren. und immer wenn ein thema sicher läuft, kann ich mich mit dem nächsten beschäftigen. kosmetik war mein erster schritt und das läuft eigentlich ganz gut. abgesehen von den plastikverpackungen, die auch da meistens selbstverständlich sind.
einkaufsnetze habe ich auch – allerdings wird mir hier vor ort damit das leben schwer gemacht, weil die kassiererinnen das nicht dürfen und jedes mal alles zum wiegen wieder auspacken müssen. mit mehrwegdosen zur frischetheke kannst du hier vergessen – das dürfen die mitarbeiter dort nicht, weil das lt. gesundheitsamt angeblich nicht erlaubt ist. gemüse ohne plastikumverpackung ist fast kaum noch zu bekommen. das ist so eine unart, die mich ziemlich nervt. also konnten wir unseren gelben sack leider noch nicht reduzieren.
bei klamotten und schuhen bin ich leider noch ziemlich weit entfernt vom thema nachhaltigkeit. ach, und putz- und waschmittel – das wäre noch so ein ding, wo ich gerne mehr machen würde.
aber ich finde, besser kleine steps und jeder macht ein bisschen, als wenn man gar nix macht. in jedem fall finde ich deine beiträge zu diesen themen immer sehr spannend und anregend. bitte mehr davon! :)
viele grüße
die frau s.
Liebe Suse,
mir geht es ja wie dir, ich bin nicht immer nachhaltig, nicht immer konsequent. Es ist ein Prozess und wenn ich auf eurer tollen denkst eins gelernt habe, dann wohl das: Wir versuchen es, das ist ein Anfang. Ihr habt einen gelben Sack weniger. Statt immer darauf zu schielen was noch geht müssen wir vielleicht auch lernen diese “Kleinigkeiten” anzuerkennen.
Und davon abgesehen bin ich sehr dankbar für diese Onlinewelt, die einen ja auch immer auf neue Ideen bringt und in der wir uns gegenseitig auch ermutigen können!
Liebste Grüße,
Andrea