- Habt Ihr eine Ahnung, was Eure Kinder am Smartphone oder im Internet generell alles machen? Vergangene Woche hatte ich ein Aha-Erlebnis, was mir extrem die Augen geöffnet hat. Für unsere Konferenz denkst – Nachhaltig vernetzt trafen Anja und ich uns mit dem Digitaltrainer & Medienpädagogen Daniel Wolff, um über das Thema Digitalisierung in der Familie zu sprechen.
Zusammen mit Andrea, die Kinder im gleichen Alter hat, wie ich und selbst extrem medienaffin ist, überlegten wir, was Eltern im digitalen Dschungel brauchen, um ihre Kinder dafür fit zu machen.
Was macht mein Kind im Netz?
“Kennt Ihr Katja Krasavice?” fragte uns Daniel Wolff. Wir alle hatten von diesem YouTube Softpornostar, der mit bürgerlichem Namen Katrin Vogelova heißt noch nie gehört und natürlich sofort gegoogelt.
Egal wie schlimm ich diese Videos finde. Viel schlimmer fand ich die Tatsache, daß ich völlig ahnungslos bin, was Kinder und Jugendliche wirklich im Internet treiben. Denn ich bin zwar selbst auch beruflich viel online, aber Youtube ist zum Beispiel ein Kanal, den ich bis auf Tutorials wenig bis kaum nutze.
Zurück zu Hause machte ich den Test am eigenen Kind und fragte bei meiner Elfjährigen (6. Klasse Gymnasium) und fragte sie, ob sie diesen YouTubestar kennt. Der Name sagte ihr nichts, als ich aber das aktuelle Video Dicke Lippen zeigte, ging ein Licht auf: “Na klar, ein paar Jungs in der Klasse singen das zur Zeit ständig”.
Das heißt, die Kinder konsumieren sogar passiv.
Einer Ende 2017 veröffentlichen Studie zufolge (befragt wurden Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren) ist YouTube der wichtigste Kanal, der im Internet genutzt wird. Für 55% der Mädchen und 69% der befragten Jungen.
Der Videodienst wird dicht gefolgt von Whatsapp, Instagram und Snapchat.
Doch meine Frage ist: Was machen die Kinde rund Jugendlichen dort? Da ich mich für ganz andere Themen interessiere, bekomme ich nichts von dem, was gerade in der Altersgruppe der Zehn bis Zwölfjährigen angesagt ist mit.
Bei Birgit Strohmeier von Muttis Nähkästchen fand ich den Hinweis, daß man bei Socialblade einen ungefähren Überblick bekommen kann, was in Deutschland auf Youtube gerade oft angesehen wird.
Wie reagiere ich als Mutter?
Es ist verdammt schwierig die eigenen Kinder so fit für die digitale Welt so fit zu machen, daß sie darin halbwegs sicher bewegen können. Denn wie soll ich sie denn vorbereiten, wenn ich selbst gar nicht alles kenne?
Wie ich versuche halbwegs sichere Rahmenbedingungen zu schaffen, habe ich in meinem Beitrag zur Blogparade Internet4Kids der Swissblogfamily (Ich bin jetzt stolzer Träger des Swissblogfamily Awardes) beschrieben.
Doch Angesichts meines augenscheinlichen Nichtwissens bin ich doch wieder etwas ratlos.
Im Gespräch bleiben
Ich nutze die Gelegenheit mit meiner Tochter über verschiedene Themen zu sprechen. Unter anderem über Pornografie. Und natürlich frage ich immer wieder nach, wie sie das Smartphone nutzt und für welche Inhalte sie sich besonders interessiert. Was macht das Kind im Netz?
Das mußich das Kind fragen.
Wir sprechen auch über Werte und adäquates verhalten im Netz. Früher sprach man von einer Netiquette. Gibt es die heute noch? Im Prinzip nichts anderes als: Verhalte Dich online genauso nett und höflich, als säße Dir eine Person in Fleisch und Blut gegenüber. Ich bin mal zu den Anfängen des Internets zurückgegangen und habe eine Netiquette von 1995 (!!) entdeckt. In der Boston Library gibt es noch eine Netiquette for kids. Bei Gelegenheit werde ich die mal übersetzen und an die Wand hängen.
Kontrolliertes Ausprobieren
Da ich auf keinerlei Erfahrungsschatz früherer Elterngenerationen zugreifen kann und es auch keine gesicherten wissenschaftlichen Belege gibt, wie sich die Internet – und ganz besonders die Smartphonenutzung auf junge Menschen auswirkt heißt es hier Ausprobieren.
Wenn ich merke dem Kind geht es nicht gut (Konzentrationsstörungen, Lernschwierigkeiten, Ängste – gerade nachts, etc.), muß ich Maßnahmen ergreifen, wenn es am konsumierten Internetinhalt liegt.
Aber ich lasse mich auch vom Kind überzeugen: Nur weil ich persönlich manche Spiele oder andere Inhalte nicht mag müssen sie nicht schlecht oder gar gefährlich sein.
Am besten ist natürlich, daß ich dem Kind immer einen Schritt voraus bin, und die interessanten Inhalte kenne und für mcih beewerten kann. Das erweist sich aber in der Praxis als äußerst schwierig.
Passend dazu schreib Patricia Cammarata über Noch mehr weltfremde Scheißtipps zum Thema Mediennutzung. Sie interpretiert die Standardratschläge wie Medienzeit vereinbaren, Interesse signalisieren oder Alternativen anbieten völlig neu. Sie rät zum Ausprobieren verschiedener Methoden. Leicht wird das nicht, aber ich bin genau wie Patricia der Meinung, daß es sich lohnt mit den Kindern gemeinsam nach Vereinbarungen und Lösungen zu suchen, die genau für uns als Familie paßt.
Weißt Du, für welche Inhalte sich Dein Kind im Netz interessiert?
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