Gibt es Kinder, die Schokocreme nicht lieben? Selbst die meisten Erwachsenen schwören auf den Klassiker der italienischen Firma Ferrero.
Meine Vorbehalte gegen diesen Riesenkonzern habe ich schon an anderer Stelle geäußert. Problematisch finde ich dessen Einstellung zu Kinderarbeit und die Verwendung von Palmöl in seinen Produkten.
Kinderarbeit bei der Produktion von Schokocreme
Nun habe ich mich weiter informiert, der ZEIT-Artikel, den ich in meinem damaligen Blogbeitrag zitierte ist schließlich schon knapp eineinhalb Jahre alt. Hier ging es um Kinder, die in der Türkei Haselnüsse pflücken müssen. Leider sind im Netz keine neueren Artikel in Zusammenhang mit Ferrero zu finden. Es wird lediglich immer wieder der Artikel aus dem Greenpeacemagazin zitiert, in dem berichtet wird, daß Ferrero sich den Vorwürfen der Kinderarbeit annehmen möchte, diese aber nicht entkräften kann.
Auch bei der Kakaoproduktion werden noch immer viel zu viele Kinder auf den Plantagen eingesetzt.
Siegel helfen, müssen aber hinterfragt werden
Bisher dachte ich, das Produkte mit dem Fairtraide-Siegel zu 100% frei von Kinderarbeit sind.
Als ich las, daß dies nicht der Fall ist, war ich zunächst entsetzt.
Das Statement von Fairtrade zum Thema Kinderarbeit erklärt dies genauer: “Fairtrade unterscheidet zwischen arbeitenden Kindern und ausgebeuteten Kinderarbeitern”, das heißt, für viele Familien sei die Mitarbeit der Kinder überlebensnotwendig, die Bezahlung über FairTraide ermögliche aber neben der Tätigkeit auch den Schulbesuch der Kinder. Dabei darf die Tätigkeit aber weder die seelische noch die körperliche Gesundheit der Kinder beeinträchtigen.
Persönlich kaufe ich Schokolade meist mit dem Hand in Hand-Fairhandelsprogramm von Rapunzel. Dieses Siegel sagt von sich, daß es weitaus härtere Kriterien ansetzt als andere vergleichbaren Siegel. Zur Kinderarbeit heißt es: “Organisierte Kinderarbeit außerhalb der Familie gemäß der oben genannten Definition wird von HAND IN HAND-Lieferanten weder erlaubt noch unterstützt.” Ähnlich wie beim Fairtrade-Siegel gilt “Arbeit, die Kinder in begrenztem Umfang innerhalb ihrer Familie verrichten, […] als gesellschaftlich akzeptiert.”(Stand: 9/2011)
Das beruhigt ein wenig das Verbrauchergewissen, aber langfristig sollten Kinder überall auf der Welt Kinder sein dürfen. Ohne Verantwortung für das Überleben der eigenen Familie.
Das von der Bundesregierung unterstütze Projekt Forum nachhaltiger Kakao, dem unter anderem verschiedene Süßwarenhersteller, die öffentliche Hand und auch diverse Siegel angehören hat sich auch zum Ziel gesetzt den Anbau von Kakao nachhaltiger für Mensch und Umwelt zu gestalten. Ziele, die noch nicht erreicht worden sind.
Palmöl ist in aller Munde
Und auch sonst wo. Ohne Palmöl geht es anscheinend nicht mehr. In unzähligen Produkten ist es enthalten. Der Grund dafür liegt in seinen hervorragenden Eigenschaften: bei Raumtemperatur ist es fest und ganz wichtig: es ist geschmacksneutral und obendrein billig.
Palmkernöl steckt in Seife, Hautcreme, Lippenstift und vielen anderen Kosmetikprodukten. Aus Palmkernöl können Tenside gewonnen werden, die Shampoo, Duschgel und Wasch- und Reinigungsmitteln Verwendung finden. Außerdem enthalten viele industriell verarbeiteten Nahrungsmittel Palmöl als zugesetztes Fett.
Palmölanbau vernichtet Regenwald
Die immer noch wachsende Nachfrage nach Palmöl auf dem Weltmarkt führt zu immer größeren Rodung tropischer Regenwälder zu Gunsten riesiger Palmölplantagen.
Seit 1990 ist eine Verdoppelung der Anbaufläche für Ölpalmen zu verzeichnen und diese Monokulturen bedrohen die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren.
Ist Verzicht auf Palmöl eine Lösung?
“Dann kaufe ich nur noch Produkte, deren Herstellung auf die Verwendung von Palmöl verzichtet” war mein erster Gedanke.
Doch ganz so einfach ist es nicht: Palmöl läßt sich nicht komplett durch andere Öle ersetzen, da der Anbau von anderen Ölpflanzen wesentlich mehr Fläche benötigt als Ölpalmen. Auch hier kommt es auf die Produktionsbedingungen an: Wird Palmöl ökologisch, ökonomisch und sozial verträglich hergestellt, wäre es sogar noch ein Mittel zur Armutsbekämpfung. An Standards für bessere Produktionsbedingungen wird bereits gearbeitet. Der Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl arbeitet an internationalen Standards und deren Durchsetzung. In Deutschland gibt es das Forum nachhaltiges Palmöl, das ähnlich dem Forum für nachhaltigen Kakao aufgebaut ist. Das erste nachhaltige Palmöl nach den festgelegten Standards kam bereits 2008 auf den Markt.
Ferrero unterstützt übrigens nachhaltiges Palmöl als eine der “Großen”.
Die Firma Rapunzel behauptet von sich, daß sie bereits 1992 den ersten nachhaltigen Palmölanbau initiierte und seitdem nur unter strengen Bedingungen hergestelltes Palmöl verarbeitet, bei denen zum Beispiel auf Primärwaldrodung und Mischbetriebe (konventionell und bio) verzichtet wird.
Mein Fazit
Ich tendiere immer weiter in die Richtung möglichst wenig verarbeitete und frische Lebensmittel zu verwenden. Und wenn es meine Zeit erlaubt auch ganz ganz viele Produkte, die ich bisher selbstverständlich im Laden gekauft habe einfach selbst zu machen. Eben auch jene oben erwähnte Schokocreme.
Als Warnung vorweg: meine Variante ist sicherlich teurer als gekaufte Creme. Denn nur aus qualitativ hochwertigen Zutaten entstehen hochwertige Endprodukte. Aber da es die Schokocreme nicht täglich gibt, finde ich den Preisunterschied durchaus akzeptabel.
Schoko-Haselnußcreme
Zubereitung:
300g Bio Haselnüsse 1 Tafel Zartbitterschokolade aus nachhaltig angebautem Kakao 1 Msp gemahlene Vanille etwa 50ml Haselnußöl 2EL schwach entöltes Kakaopulver |
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Die Rezeptidee stammt aus dem Buch Besser leben ohne Plastik.
Die Schokocreme mit Haselnüssen gibt es bei uns ab und an zu unseren Freitagspfannkuchen oder zum Butterzopf am Sonntag.
Wie eßt Ihr am liebsten Schokocreme? Auf Brot? Zu Obst?
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