Dieses Jahr habe ich keine Einschulung und auch keinen Schulwechsel in der Familie. Und doch beschäftigt mich das Thema Schultasche in Bezug auf Nachhaltigkeit.
Es ist sicherlich fünf Jahre her, da bekam die große Tochter von ihrem Onkel aus Norwegen einen Rucksack geschenkt. Von einer mir unbekannten norwegischen Firma namens Beckmann. Dazu bekam ich die Info, dass fast jedes norwegische Kind diese Art Rucksack trüge. Ich hatte vorher noch nie von der Firma gehört.
„Hübsches Teil, ganz gut verarbeitet und das Kind mag es“ dachte ich mir und verlor nicht mehr so viele Gedanken daran.
Ein paar Jahre später kam wieder das Thema Schulranzen auf. Die nächste Einschulung stand auch an. Ich war zu Gast bei verschiedenen Ranzenherstellern. Dort versuchte ich auch, das Thema Nachhaltigkeit zu erforschen. Wie nachhaltig kann ein Schulranzen überhaupt sein? Die daraus entstanden Artikel finden sich hier und hier (-> auch wenn sich meine Einstellung zu der einen oder anderen Marke inzwischen geändert hat. Denn für mich ist nicht nur das Produkt wichtig, sondern es ist auch von Bedeutung, wie Mitarbeiter, Zulieferer und Kunden behandelt werden. Und manchmal ist auch viel schöner Schein dabei.)
Auf einer Messe traf ich bereits im letzen Jahr einen Vertreter der Firma Beckmann of Norway und wir diskutierten das Thema Plastikflaschenrecycling.
Immer mehr Mitbewerber auf dem Markt bieten ihre Taschen und Rucksäcke aus Recyclingmaterial an, das aus alten PET-Flaschen besteht. Doch ist das besser für Mensch und Umwelt? Ich erfuhr, daß es Firmen gibt, die PET-Flaschen herstellt, nur um daraus Recycling Stoffe zu machen. Dafür fand ich keine Belege , aber dafür, daß die Flaschen oft sehr weit um die Welt reisen müssen, bevor sie als Schulranzen wieder in Europa landen.
Wie nachhaltig sind Schulranzen aus Kunststoffmaterial?
Diese Frage kann man leider nur mit gar nicht beantworten. Zumindest dann, wenn es nur um die Frage des Materials geht. Aber um nachhaltig zu sein spielen wie immer verschiedene Faktoren eine Rolle.
Wir haben in Deutschland auf dem Papier eine wahnsinnig hohe Recyclingquote. Allerdings nur theoretisch, denn es wird hier immer die Menge an Plastik gemessen, die vom Verbraucher gesammelt wird und bei Recyclingunternehmen landet. Da diese aber gar nicht die notwendigen Kapazitäten haben all unseren Müll aufzubereiten, werden die Stoffe ins Ausland transportiert. Zur weiteren Lektüre empfehle ich den Plastikatlas vom BUND oder auch den Film die Plastik Recycling-Lüge .
Bei meiner Recherche zum Thema Recycling von PET-Flaschen bin ich sehr oft auf Studien der Verpackungsindustrie gestoßen, die zu Ergebnissen kamen, die immer darauf hinaus liefen, daß Einweg-PET Flaschen die nachhaltigste Verpackung für Getränke sei.
Das Problem beim Recyclen von PET-Flaschen ist, dass nicht alle eingesammelten Flaschen zu neuen Flaschen werden. „Eine neue PET-Flasche enthält maximal 28 Prozent „PET-Rezyklat“, also Reste aus alten Flaschen. Mehr ist technisch kaum möglich, erklärt Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe. „Bei einem Rezyklatanteil von mehr als einem Drittel bekommt man hässliche gelb- und braunverfärbte Kunststoffe. “Die eigneten sich nicht mehr für transparente Flaschen, sondern nur noch für bunte. „Die Verbraucher kaufen aber nicht gerne farbige Flaschen, sie wollen sehen, was drin ist.“
Daher besteht eine neue PET-Flasche noch immer aus etwa 70 Prozent Plastik aus Rohöl, bemängelt die Deutsche Umwelthilfe, zusammen mit dem Naturschutzbund Deutschland und dem BUND.“ so die Deutsche Welle.
Was ich auch beachtlich finde: Zwar wirbt manches Produkt mit der Aussage „Verpackung aus recyceltem Material“. Aber: „Das sagt nichts darüber aus, wie viel Recyclingmaterial die Verpackung tatsächlich enthält“, erklärt die Referentin für Ressourcenschutz beim vzbv, Elke Salzmann. „Und es heißt auch nicht, dass das recycelte Plastik aus dem eingesammelten Plastikmüll stammt. Genauso gut könnte es aus Plastikresten gewonnen sein, die bei der Produktion von Primär-Kunststoff anfallen.“ . Das klingt leider sehr nach Greenwashing. Sicher haben nicht alle Unternehmen Geheimnisse in diese Richtung, aber wenn es um Geld geht, stehen Menschen gerne ihrem Geldbeutel näher als der Umwelt und dem Klima.
Beckmann of Norway- Die Norweger machen ganz viel richtig
Der Norweger Olav Beckmann, aus dessen Firma der oben gezeigte Rucksack stammt, konnte sich 1946 endlich seinen Traum erfüllen und Schultaschen produzieren.
Sie sollten der starken Beanspruchung gewachsen sein, denn sie werden nicht nut für den Transport von Schulmaterialien gebraucht, sondern auch als Sitzkissen gebraucht, gestoßen und geworfen.
Bei Beckmann geht man nicht davon aus, daß der Rucksack das Schulkind möglichst lange begleitet und mitwächst. Denn die Funktion, die die Rückenlänge verstellbar macht, macht auch den Rucksack schwer. Aber man geht davon aus, daß mehrere Kinder ihn benutzen können.
Die norwegische Firma arbeitet seit den 90er Jahren mit Physiotherapeuten zusammen und versucht das Beste aus der Tatsache zu machen, daß ein Schulkind im Laufe von zwölf Schuljahren bei einem Schulweg von nur einem Kilometer die Strecke von Lindesnes bis zum Nordkapp zurücklegt. Das sind 2440 Kilometer.
Wenn ich sehe, was meine Kinder alles in die Schule schleppen müssen, dann ist das eine beschwerliche Reise für den Rücken. Es wird extrem viel Wert darauf gelegt, daß der Rucksack zum Rücken paßt und die Rückenleiste und der Lastenkontrollriemen individuell auf die Rückenform des Kindes eingestellt werden können.
Um den Rucksack möglichst leicht zu halten, hat man für verschiedene Altersstufen verschiedene Rucksäcke entwickelt. Unter anderem empfiehlt die Deutsche Kinderrheuma-Stiftung die norwegischen Rucksäcke und hat es sich zum Ziel gesetzt, jedes Kind mit einem leichten und einfach zu handhabenden Rucksack auszustatten.
Was ich an den Rucksäcken von Beckmann mag?
Zurück zum Anfang: Unser Rucksack, den die große Tochter nun schon viele viele Jahre besitzt, wurde bereits an die Schwester weitergegeben. Die Farbe gefällt vielleicht nicht mehr, oder das Volumen ist für aktuelle Verwendungszwecke zu groß oder zu klein. Das macht aber nichts, denn selbst wenn er von der Jüngsten nicht mehr geliebt wird, kann ich ihn noch weiterverschenken oder gar verkaufen.
Dank der guten Haltbarkeit sind Beckmann Schulrucksäcke in Norwegen auf dem Gebrauchtmark schon lange heiß begehrt.
Und damit bin ich auch schon bei der Antwort auf die Frage, ob es nachhaltige Schulranzen gibt: Nein, aber je haltbarer und langlebiger ein Schulranzen hergestellt wird, desto mehr Kinder können ihn nutzen. Mit jedem Kind, das ihn nutzt, wir er immer ein bißchen nachhaltiger.
Disclaimer: Das Fotomuster wurde mir von Beckmann zu Verfügung gestellt und ab September darf das Model damit zur Schule gehen. Später dürfen sich auch noch andere Kinder darüber freuen.