Dieser Artikel handelt vom Reisen, Sonne, meiner Familie und auch von Menschen. Und auch ein wenig von Erwartungen.

Ende August durfte ich auf Einladung der Jugendherbergen in Deutschland ein Wochenende mit meiner Familie in Dresden verbringen.
Es war unvergeßlich. Daß die beiden Jüngsten auf dem Bahnsteig zurückblieben sind, während die Straßenbahn vor dem Rest der Familie die Türen verschloß und weiterfuhr war nur eines der Highlights.
Aber der Reihe nach:

Bereits im Vorfeld kontaktierte mich Steffen Schubert, der Leiter der Jugendherberge Dresden, um nachzufragen, was meine Familie alles in der sächsischen Hauptstadt unternehmen möchte. Wir hatten uns noch gar keine großen Gedanken darüber gemacht, wichtig war nur: alles ganz entspannt und im Kindertempo.

Also den Leihwagen mit den Koffern und Schmusekissen bestückt, Hund Charly zu seinem Lieblingssitter gebracht und ab ging es auf die Autobahn. Da zu dem Zeitpunkt die ICE-Strecke München-Berlin noch unterbrochen war, schien das die beste Art der Fortbewegung zu sein. Nach fast zwei Stunden Stau und einer Ausweichstrecke über das sächsische Land kamen wir dann auch mehr oder weniger entspannt in Dresden an.

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Ankunft bei strahlendem Sonnenschein und mindestens 36 Grad im Schatten: Elbflorenz macht seinem Namen alle Ehre.

Einzug ins Jugendgästehaus Dresden

Ankunft war gegen 19.30h und Steffen Schubert empfing uns trotz großer Verspätung gut gelaunt und zuvorkommend. Wir bekamen den Schlüssel für unser Familienzimmer ausgehändigt und die Kinder fanden die Lage im 5.Stock erstklassig. Nicht nur wegen der Aussicht, sondern auch wegen des Fahrstuhls.

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Blick aus dem Fenster im 5. Stock

Das Jugendgästehaus, das zu DDR-Zeiten der Bezirksparteischule als Internat diente, hat mit einem Internat wenig gemeinsam. Die Zimmer sind einfach gehalten, aber hell und farbenfroh eingerichtet. Es gibt weder Stockbetten noch mehr als vier Betten pro Zimmer.

Für uns war extra das Familienapartment hergerichtet, das aus zwei getrennten Räumen mit Bad besteht.

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Die Freude über die bereit gelegten Shampoos, Kekse und Spiele äußerte sich in ungefähr 100 Dezibel. Es braucht nur 3 Minuten, bis sich die Kinder akklimatisiert haben aka Chaos veranstaltet ist.

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Die Kinder hielt es nicht lange auf dem Zimmer. Die Betten waren bereits alle bezogen und nachdem sie sich wohnlich eingerichtet hatten und alles inspiziert war, ging es auf direktem Wege zum Essenfassen.

Ausblick aus dem Jugendgästehaus Dresden

Allerdings lief das anders als erwartet ab, denn wer sich unter Essen in der Jugendherberge geschmackfreie Massenverpflegung vorstellt, den können wir beruhigen: an der Tür wird man von der Küchenchefin begrüßt, die das Buffet erklärt und für die Kinder eine besondere Aufmerksamkeit bereit hält. Es gibt verschiedene Gerichte- für jeden Geschmack etwas.

Vegetarische Gemüsenudeln zum Abendbrot im Jugendgästehaus Dresden

Trotz fortgeschrittener Stunde gab es auch für mich noch etwas zu Essen.

Während ich eine Privatführung durch das Haus bekam, konnte die restliche Familie also ihren Hunger stillen und sich nicht nur zwischen zwei warmen Gerichten entscheiden, sondern sich auch durch ein reichhaltiges Salatbuffet probieren.

Mich interessierte was diese Jugendherberge von den vielen anderen unterscheidet. Die Räumlichkeiten, die in ihrem Ursprung noch aus den siebziger Jahren stammen sind einfach gehalten.

Das Besondere am Plattenbau

Aber weshalb kommen trotzdem jährlich weit über 30 000 Menschen hierher?
Ist es die zentrale Lage? Man erreicht in wenigen Gehminuten die berühmte Altstadt mit Frauenkirche und Brühlscher Terrasse? Oder die Nähe zu den zahlreichen Theatern und Kabaretts?
Das trägt sicherlich zur Attraktivität bei.
Aber es sind – wie so oft die Menschen, die hinter dem Ganzen stecken. Hier sind es 31 Mitarbeiter, die sich nicht nur um die Sauberkeit der Zimmer und um bis zu 1.2000 Mahlzeiten am Tag kümmern.

Und auch wenn es täglich viele Gäste zu bewirten gilt, so geht doch die persönliche Atmosphäre nicht verloren. Die Küchenchefin weiß genau, wer schon Nachtisch hatte und appelliert an den Gemeinschaftssinn sich zurückzuhalten. Im nächsten Moment sprintet sie los, um für den Sportverein eine Leinwand zu organisieren, damit die Strategiebesprechung bei 35 Grad Außentemperatur im Garten stattfinden kann.

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Klein aber fein: die 8 Seminarräume stehen mit bis zu 30 Plätzen im Jugendgästehaus zu Verfügung

Steffen Schubert und seine Mitarbeiter haben sich darauf spezialisiert den Gästen den Aufenthalt so persönlich wie möglich zu gestalten.

Ihr wollte in Seminar abhalten und sucht die passende Location? In der Jugendherberge Dresden gibt es 8 Seminarräume, die mit den nötigen Tagungsequipment ausgestattet sind. Bei Bedarf können auch externe Räumlichkeiten hinzu gebucht werden.

Ihr kommt mit einer Horde Achtklässler auf Klassenfahrt nach Dresden? Dann laßt Euch passend zu den gewünschten Themen Ausflüge, Theaterbesuche und andere Aktivitäten planen und organisieren. Steffen Schubert weiß wann und wo etwas los ist und kann unzählige Insider-Tipps geben. Durch sein großes Netzwerk in Dresden stellt er Kontakte her und öffnet Türen, die normalen Touristen verschlossen bleiben.

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Die langen Flure sind durch modern gestaltete Aufenthaltsbereiche unterbrochen.

Uns hat er eine dicke Mappe mit vielen Infos aufs Zimmer gelegt und einer langen Liste von aktuellen Veranstaltungen und möglichen Unternehmungen. Daß das Angebot für ein Wochenende viel zu groß war muß ich nicht extra sagen oder?

In Dresden unterwegs

Nach dem Essen mußten wir uns noch mal ins Nachtleben stürzen. Es war einfach himmlisch durch die Stadt zu schlendern und der Sonne beim Untergehen zuzusehen und Neues zu entdecken.

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Von dieser Seite betrachtet sieht das Kunstwerk wie ein Vorhang aus.

Nicht weit vom Jugendgästehaus entfernt trafen wir auf die Wasserskulptur Waterscreen des Berliner Künstlers Rainer Splitt. Damit lies sich bei dem genialen Spätsommerwetter herrlich Quatsch machen:

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Nach einigem Rumprobieren, Rumhüpfen und Quatschmachen kamen dann auch ein paar scharfe Bilder heraus.

Wir liefen quer durch die Altstadt, wo auch eine Ausstellung zum Thema Flüchtlinge gab. Mannshohe Bilder von minderjährigen Kindern auf oder nach der Flucht. Die beiden Großen haben die Bilder nachhaltig beeindruckt. Die Jüngste äußerte ihr Mitgefühl auf ihre Art: “Mama, wir haben es gut, wir dürfen in unserem zu Hause bleiben.”

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Bei unserem Abendspaziergang flanierten wir auch durch den Dresdner Zwinger.

Müde von der langen Fahrt fielen wir dann alle recht schnell in unsere Betten und freuten uns auf das Wochenende, das uns bevor stand.

Samstags

Am nächsten Morgen waren wir uns schnell einig, daß wir erst mal das Frühstücksbuffet stürmen müssen. Erst mal Kaffee für mich und Eier und Würstchen für die Kinder. Positiv aufgefallen ist, daß wenig Lebensmittel extra verpackt sind. Für Marmelade gibt es zum Beispiel Waffelschüsselchen und die Butter wird offen vorportioniert.

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K3 stürmt zum Aufzug: zum Frühstücksbuffet muß es schnell gehen.

Gemeinsam beratschlagten wir, welche der vielen vorgeschlagenen Unternehmungen wir für den Samstag in Angriff nehmen sollten. Die Wahl fiel auf die Parkeisenbahn im Großen Garten. Dort war Tag der offenen Tür und wir hatten schon viel von dieser nostalgischen Attraktion gehört. Außerdem hofften wir auf ein wenig Schatten im Park.

Parkeisenbahn im Großen Garten

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Der Eingang der Parkeisenbahn liegt direkt neben VWs Gläserner Manufaktur. In der Manufaktur wird gerade nichts produziert, aber wir wollten eh lieber nostalgisch mit der Bahn fahren.

Seit 1925 fährt die Dresdner Parkeisenbahn durch den Großen Garten und erfreut nicht nur Kinder. Zunächst als Transportbahn aufgebaut, diente sie nach dem Zweiten Weltkrieg zur Unterhaltung  der Kinder in den Trümmern. Mit viel Herzblut organisieren hier viele Kinder und ein paar Erwachsene den Bahnbetrieb. Ich glaube es gibt wenige Kinder, denen es keinen Spaß machen würde dort mitzuarbeiten. Und es werden immer wieder SchülerInnen ab der fünften Klasse gesucht, die Lust haben als Parkeisenbahner zu arbeiten.

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Bei der Parkeisenbahn im Großen Garten war Tag der offenen Tür. K1 durfte Weichen stellen und wir durften ins Wärterhäuschen schlüpfen.

Nach der Bahnfahrt und einer Einführung in das System der Bahn machten wir uns auf den Weg in Dresdens Neustadt. Wir hatten vorher von der Kunsthof Passage gelesen, die unser vorläufiges Ziel sein sollte.

Dresdner Neustadt

Auf dem Weg dorthin mußten wir uns noch mit Eis und Kuchen stärken. In der Passage gibt es an jeder Ecke etwas zu sehen. Die Häuser sind einfallsreich geschmückt und es gibt viele kleine schnuckelige Läden.

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Kunsthof Passage in der Dresdner Neustadt

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Dresdner Neustadt.

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Toilettenhäuschen in knallbunt.

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Mehrmals gesehen in der Dresdner Neustadt: besprühte Parkuhren. Diese hier hatte ein Skelett aufgemalt.

Wasserplantschen in der Prießnitz

Ich hätte ewig bummeln können, aber den Kindern war es einfach zu heiß. Also machten wir uns auf Empfehlung hin auf zur Prießnitz, einem kleinen Seitenarm der Elbe.

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Die beste Entscheidung des Tages: einmal die Prießnitz hoch und runter waten.

Dort wateten wir alle im kühlen Nass herum und die Kinder konnten sich sogar an einer selbstgebauten Schaukel über den Fluß schwingen. Ein Papa hatte sie gebaut und alle anwesenden Kinder durften daran Tarzan spielen. Ein Heidenspaß für die Kinder.

Auf dem Rückweg mußten wir uns dann in der Tiki-Eisbar von innen abkühlen. Riesige Auswahl und sehr leckeres Eis.
Danach ging es zum Abendessen zurück in die Jugendherberge. Ich empfand Halbpension als sehr praktisch, so mußten wir nicht unterwegs noch nach Essen jagen.

Ein Schreck am Abend

Nachdem wir gegessen und uns frisch gemacht hatten, wollten wir noch mal in die Altstadt schlendern. Eigentlich war geplant zusammen mit Simone und ihrer Familie zu picknicken und dem Konzert von Silbermond zu lauschen. Da aber eines ihrer Kinder Fieber hatte, zogen wir alleine los.
Rückblickend hätten wir wohl auf die Jüngste hören sollen, die sich lieber gleich ins Bett gekuschelt hätte. Aber manche Dinge kann man einfach nicht vorhersehen:

Nach einer kurzen Runde durch die Stadt, bei der wir die Kinder mehr geschoben/getragen/gezogen  haben, als daß sie selbst gelaufen sind, wollten wir mit der Straßenbahn zurück fahren. Rein in die Bahn war auch kein Problem. Nur das Aussteigen erwies sich als etwas schwierig: Zwei Kinder draußen. Die Erwachsenen und die Große noch im Zug.
Nachdem wir voller Panik den Zugbegleiter aufforderten etwas zu tun, rief er nach langem Hin- und Her auf unseren Wunsch hin die Polizei.
An der nächsten Haltestelle nahm ich voller Panik meine Schuhe in die Hand und rannte entlang der Schienen wieder zurück zu meinen Kindern. Schon bevor ich um die letzte Kurve war rief ich voller Panik ihre Namen. Ich malte mir aus, wie sie aufgelöst und kopflos herumirren. Daran, daß jemand sie einfach mitgenommen haben könnte wagte ich nicht zu denken.
Doch wir hatten Schutzengel. Einer der beiden eilte mir entgegen, um mich zu beruhigen. Ein Pärchen hatte die verzweifelten Rufe der Kinder gehört und hatte sie in ihre Obhut genommen. Ich danke diesen beiden Menschen von Herzen. Sie waren wohl auch die Einzigen der Anwesenden, die überhaupt Notiz von den Kindern genommen haben.

Nach dem Schreck durften alle noch aufbleiben, Limo trinken, Süßigkeiten essen und sich das Zubettgehen mit ein paar Folgen Kinderserien auf Netflix versüßen. Dank W-Lan war das kein Problem.

Sonntag

Ausschlafen, gemütlich Packen und Frühstücken stand nach dem Schrecken des vorangegangenen Abends ganz oben auf der Tagesordnung.

Danach war das Ziel der Schloßgarten von Pillnitz. Dort erwartete uns ein ganzer Park voller historischer Holzspiele zum Ausprobieren.

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Auf der Fahrt nach Pillnitz über das weltberühmte Blaue Wunder gefahren.

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K1 spielt jedes Spiel mindestens zwei Mal.

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Klasse Spiel: Kugeln, die an Pendeln aufgehängt sind. Darauf muß jeder seine Spielkugeln ablegen. Bei wem Kugeln herunterfallen, der muß alle Kugeln zu sich nehmen. Leider etwas groß für das Kinderzimmer.

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Ringewerfen in Ritteroptik.

Ich persönlich fand neben diesem Kugelpendel die Murmelspiele und das überdimensionale Vier Gewinnt am coolsten. Am frühen Nachmittag jedoch war der Hunger größer als der Spieltrieb und wir machten suchten uns ein schattiges Plätzchen zum Mittagessen. Ich wundere mich immer wieder, welche Mengen die lieben Kleinen doch verdrücken können UND noch ein Eis obendrauf paßt.

Schade, leider verging das Wochenende viel zu schnell. Ein kleiner Trost war, daß wir auf dem Rückweg unseren Charly vom Hundesitter abholen konnten. Der kleine Spanier hatte uns übrigens nicht sonderlich vermißt und hat den Aufenthalt wohl eher als Wellnesswochenende gesehen.
Definitiv war das nicht unser letzter Urlaub in Dresden. Wir kommen wieder.

Habt Ihr schon mal als Familie in einer Jugendherberge gewohnt?

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