Was haben die südamerikanischen Anden und das Nürnberger Land gemeinsam?
Ich gebe zu, wenn mir jemand noch vor einem Jahr gesagt hätte, in Franken gibt es -wie in den Anden- Lamas und Alpakas, ich hätte recht herzhaft gelacht und an dem Sinneszustand meines Gegenübers gezweifelt.
Manchmal liegt das Außergewöhnliche, das Besondere ganz nah. In diesem Fall im Nürnberger Land, genauer gesagt in der Hersbrucker Alp.
Mit dem ÖPVN ab Nürnberg kommt man recht schnell nach Pommelsbrunn zu den Reckenberg Lamas.
Entschleunigung in der Frankenalb
Mit drei Mädels machen wir uns auf in die Frankenalb. Mit unterschiedlichen Erwartungen. Ich eher neugierig auf die Wirkung der Tiere, nachdem ich bei Imke von der positiven Wirkung von Lamas auf die Psyche des Menschen gelesen hatte, wollte ich mich selbst davon überzeugen. Die mitgekommenen Mädchen sind begeisterte Lama-Fans und wollten sie endlich mal in Fleisch und Blut sehen, bestaunen und streicheln. Statt nur als niedliche Zeichnungen auf Tassen, T-Shirts und Kugelschreibern.
Als wir auf dem Hof der Familie Dorn ankommen, bekommen wir erst einmal eine ausführliche Einweisung. Lamas sind beispielsweise Fluchttiere, deshalb ist Ruhe geboten und Fotografieren unterwegs nicht erlaubt. Ebenso wenig wie lautes Reden oder hektisches Gerenne.
Jeder bekommt eine Führungsleine in die Hand und schon geht es hinaus ins Grüne. Wir laufen schweigend hintereinander her und achten auf das Tempo der Lamas. Nicht lange und wir haben uns einander angepaßt.
So ganz schweigend, das schaffe ich nun doch nicht. Ich habe viele Fragen und will zunächst wissen, wie natürlich die Umgebung hier für die Lamas ist. Das Klima ist eigentlich perfkt für Lamas und die hügelige Landschaft genau richtig.
Lamas und Alpakas sind ruhige, sehr zurückhaltende Herdentiere. Ihre Rangordnung legen sie durch Spucken fest. Menschen bespucken sie höchst selten. Nämlich nur dann, wenn sie in die Enge getrieben werden oder sich irgendwie bedroht fühlen.
Bernhard Dorn und seine Frau haben über die Jahre tiefgreifendes Wissen über Lamas und Alpakas angesammelt. Sie bilden sich ständig in Kursen weiter und stehen in regem Austausch mit anderen Lamazüchtern.
Lamas sind sehr empfindsam und schreckhaft. Aber auch sehr verfressen und stur. Ist man beim Führen nicht streng genug, fressen sie sich in den Blättern der Büsche fest oder verschwinden komplett im Gebüsch um sich zwecks Fellpflege zu schubbern.
Wir geben ihnen extra Zeit, ein wenig auf der Wiese zu futtern.
Die Mittlere und ihre Freundin führen gemeinsam eines der Lamas, die übrigens alle einen Namen haben. Das weiße mit den Flecken war glaube ich Pablo. Aber genau weiß ich es nicht mehr, Namen bleiben einfach nicht in meinem Hirn.
Was sich aber fest verankert hat, ist die Tatsache, dass die Mädels am Anfang noch kicherten und schwatzten, je länger wir unterwegs waren, desto stiller wurden sie. An der angeblich beruhigenden Wirkung der Lamas scheint etwas dran zu sein.
Wie versprochen machten wir hin und wieder kleine Foto-Pausen. Lamas sind ausgesprochen fotogen, das muß man ihnen lassen.
Auch die Jüngste macht noch ein bis dreihundert Bilder, bevor das Lama endgültig zum Fressen verschwindet.
Trotz ziemlich warmen Sommerwetter hatten wir alle richtig viel Spaß beim Lama-Trecking am Reckenberg. Das lag nicht zuletzt an der schattigen Route und den unterhaltsamen Geschichten, die die Dorns auf dem Weg über ihre Herde zum Besten gegeben haben.
Disclaimer: Vielen Dank an das Nürnberger Land und die Reckenberg-Lamas für die Einladung!