Ich weiß nicht, wie das bei Euch ist. Aufräumen und Ordnung halten ist bei uns zu Hause fast täglich ein Thema.
Wußtet Ihr, daß es sogar professionelle Ornungscoaches gibt, die sich beruflich damit auseinandersetzen? Ich nicht.
Und dann traf ich Julia von Geliebte Ordnung auf einer Messe und fand sie auf Anhieb symphatisch. Ein paar Tage später kontaktierte ich sie und fragte sie, ob sie mir nicht ein paar Tipps geben könnte zum Thema Ordnung mit Kindern.
Und hier ist Julias Gastbeitrag:
Wie bringe ich meine Kinder dazu, aufzuräumen? Diese Frage stellt sich wohl, seit Kinder Spielzeug besitzen. Da ich bisher persönlich nur aus Erfahrung mit einem Kleinkind (zweieinhalb Jahre alt) sprechen kann, habe ich ein paar meiner Freunde interviewt, die zwei bis vier Kinder zuhause haben. Ich teile heute hier ihre Ideen und Anregungen aus dem Leben mit Kindern zwischen 9 Monaten und 15 Jahren. Gewürzt mit Schlussfolgerungen aus meiner Arbeit als Ordnungscoach. Denn mal los:
Nicht zu viel auf einmal
Ob Matchboxautos, Puppen oder Duplo: Zuviel von allem in der Wohnung aufzubewahren, führt garantiert zu Chaos. Klar möchte man seinen Kindern eine gewisse Auswahl an unterschiedlichem Spielzeug bieten. Aber muss das alles auf einmal verfügbar sein? Ich empfehle, kaputtes Spielzeug regelmäßig auszusortieren, es zu reparieren oder zu entsorgen. Pro Kind sollten nur die Bücher und Spielsachen im Zimmer verwahrt werden, die gerade seinem Alter entsprechen. Zusätzlich ist es hilfreich, Spielzeug gelegentlich zu rotieren. Heißt: Ein großer Karton mit Feuerwehrautos, Baggern, oder Puppen verschwindet für 4 Wochen auf dem Dachboden. Holt ihr dann diese Schätze wieder ins Kinderzimmer, ist die Überraschung und Freude groß. Was nicht immer verfügbar ist, wird einfach mehr geschätzt.
Spielzeugkisten altersgerecht beschriftet
Sortiert das Spielzeug (gerne auch gemeinsam mit den Kindern) in oben offene Kisten. Getrennt voneinander z.B. Tiere, Duplos, Autos, Holzklötze, Musikinstrumente, Puppen etc. Die Kisten sollten so in Regalen aufbewahrt werden, dass die Kinder selbst an das Spielzeug heran kommen, ohne Erwachsene um Hilfe bitten zu müssen. Dann beschriftet ihr die Kisten entweder mit Symbolen/Fotokarten vom Inhalt (falls die Kinder noch nicht lesen können) oder mit Schrift. So wissen sowohl sie als auch ihr beim Aufräumen, was wohin gehört und wo das liebste Auto sich versteckt.
Routinen schaffen
Regelmäßig aufzuräumen ist die beste Methode gegen Chaos. Am besten baut ihr es jeden Abend in das Abendritual vor dem Schlafen gehen ein, so dass ihr nicht extra mit den Kindern darüber diskutieren müsst. Es ist einfach so, dass man jeden Abend den Schlafanzug anziehen und Zähne putzen muss. Dazu kommt nun noch, das gröbste Chaos vom Kinderzimmerboden zu beseitigen. Bei kleinen Kindern sicherlich eher gemeinsam mit den Eltern. Wichtig ist, dass ihr selbst konsequent bleibt, dann fällt es auch den Kindern von Tag zu Tag leichter. Schöner Nebeneffekt: Räumt man jeden Tag auf, stellt sich (hoffentlich) gar kein so großes Durcheinander im Kinderzimmer ein, wie wenn man es nur gelegentlich in Ordnung bringt.
Das Aufräumlied
Das ist ein Tipp unserer Tagesmutter. Vor dem Mittagessen räumen alle Kinder gemeinsam das Spielzimmer auf. Dazu singen sie zusammen ein Aufräumlied. Die Kids finden es großartig. Warum nicht auch zuhause so ein Ritual einführen.
Belohnen
Meine Nachbarn haben seit einiger Zeit großen Erfolg mit einer Sticker-Liste. Ihre 9-Jährige Tochter erfüllt diverse Hausarbeiten (Spülmaschine ausräumen, Zimmer aufräumen etc.) und bekommt dafür jeweils einen Aufkleber – gerne mit viel Glitzer. Ist die Reihe auf dem DINA4-Zettel voll, geht Papa mit ihr in der Eisdiele um die Ecke ihr Lieblingseis essen. Unsere Nachbarn von gegenüber haben drei Jungs zwischen fünf und 11 Jahren. Diese dürfen, wenn sie aufgeräumt haben, einen Freund zu Besuch einladen oder bekommen Extra-Zeit zum Wii-Spielen oder Fernsehschauen.
Strafen
Nein, ich spreche hier nicht von mittelalterlichen Prügelstrafen oder anderem unsren Jungs regelmäßig mit dem Staubsauger im Kinderzimmer. Alles, was zum vereinbarten Zeitpunkt noch auf dem Boden herumliegt, wird verschenkt/weggeschmissen oder weg gesaugt. Zumindest beim jüngeren der beiden funktioniert das noch sehr gut. Nachteil: Auch Spielzeug, das ihr toll findet, müsstet ihr so konsequenter Weise aussortieren. Sonst macht ihr euch unglaubwürdig. Alternativ räumt ihr Wertvolles vor der Aktion heimlich aus dem Zimmer.
An die Vernunft appellieren
Noch ein Tipp der doppelten Jungs-Mama: Sie sagt den beiden ganz klar, dass sie nicht die Putzfrau der ganzen Familie ist. Jeder hat seinen Part zu erledigen. Dazu gehört auch, dass die Jungs ganz selbstverständlich dazu verpflichtet sind, bestimmte Hausarbeiten zu erledigen. Sie bekommen z. B. die fertig gefaltete Wäsche, um sie in ihren Schränken aufzuräumen. Auch das Ausräumen der Spülmaschine liegt in ihrer Verantwortung. Wie sie das durchzieht? Sie hat ihnen einfach erklärt, dass Mama mehr Zeit hat, mit ihnen zu spielen, wenn sie mithelfen. Bisher funktioniert das anscheinend sehr gut.
Konsequent sein
Wenn ihr Belohnungen und Strafen androht, zieht sie durch. Wenn ihr das Ritual einführt, jeden Abend das Zimmer aufzuräumen, bleibt dabei. Knickt ihr ein, sehen auch eure Kinder keinen Grund, Ordnung zu halten. Klar ist kein Mensch perfekt und einmal im Jahr gehen die Kids vielleicht auch ohne Zähne putzen ins Bett – aber im Großen und Ganzen muss für eure Kinder sonnenklar sein, wie der Hase läuft. Und zwar bei Mama und Papa gleichermaßen.
Vorbild sein
Wieso sollten eure Kinder aufräumen, wenn sie bei euch im Wohnzimmer, in der Küche oder auf dem Schreibtisch ein großes Durcheinander sehen? Fasst euch an die eigene Nase und denkt daran, dass ihr ihnen ein Vorbild seid. Wenn ihr es nicht schafft, die Wohnung aufzuräumen, sehen die Kinder sicher auch keinen Grund, ihren Teil dazu zu tun.
Weniger ist mehr
Wer weniger Spielzeug, Bastelsachen und Bücher besitzt, der hält leichter Ordnung. Mein Tipp: Kauft lieber einen tollen Siku-Metalltraktor, den noch eure Enkelkinder benutzen werden, als fünf Plastik-Fahrzeuge à 10 € aus dem Supermarkt. Qualitätsspielzeug hält länger, geht seltener kaputt und ist in der Regel doppelt und dreifach auf Schadstoffe geprüft. Damit spart ihr langfristig mehr Geld, als viele günstige Spielsachen zu kaufen, die ihr bald wieder ersetzen müsst. Angenehmer Nebeneffekt: Weniger Spielzeug in der Wohnung heißt weniger Chaos.
Und nun seid Ihr dran: Habt ihr Tipps zum Ordnung halten, die in eurer Familie gut funktionieren?
Hallo!
Ein interessanter Artikel mit einigen sehr guten Tips!
Allerdings finde ich den Abschnitt über Strafen schlimm – wirfst Du wirklich das Spielzeug weg?
Viele Grüße!
Das ist der große Fehler, den viele junge Eltern begehen. Strafen sind nicht schlimm, solange sie verhältnismäßig sind. Wenn man schon eine bestimmte Strafe “androht”, sollte man sie dann auch durchführen, wenn Verlangtes nicht erledigt wurde. Wenn man das nicht tut, macht man sich automatisch unglaubwürdig und das Kind wird einem immer mehr auf der Nase herum tanzen. Natürlich lässt sich über manche Strafen streiten. Wie gesagt, sollten diese immer verhältnismäßig sein.
Liebe Suse, danke für den tollen Artikel. Viele der Punkte gelten bei uns auch, leider klappt es aber trotzdem nicht so wie ich es gerne hätte ;-)
Und ehrlich gesagt, das mit dem zuviel an Spielzeug trifft leider bei uns zu. Es wird einfach nicht weniger, obwohl ich aussortiere… :-(
Der Vorteil ist, dass wir ein Spielzimmer und ein Schlafzimmer für die drei haben, so dass die aufgebaute Legostadt auch stehen bleiben kann, ohne die Gefahr, dass nachts jemand darauf tritt.
Liebe Grüße
Stephi
Aufräumen ist bei uns auch immer wieder ein Thema. Im Kindergarten funktioniert es prima. Aber zu Hause… Also danke für deine Tipps!