Was bitte sind Mommywars?
Der Begriff “Mommy Wars” wurde 1986 populär, nachdem Leslie Morgan Steiner das Buch Mommy Wars: Stay-at-Home and Career Moms Face Off on Their Choices, Their Lives, Their Families publizierte.
Im engeren Sinn geht es hier um die Differenzen zwischen Mütter mit bezahlten Jobs und denen, die zu Hause an der Familienfront kämpfen.
Gefühlt ist dieses Gerangel unter Müttern für mich aber unabhängig von der beruflichen Situation. Es geht vielmehr darum, die eigenen Erfahrungen, Erlebnise und Erkenntnisse anderen Müttern aufzudrängen.
Sei es in Form von “gutgemeinten” Ratschlägen: “Laß das Baby doch mal schreien, die Lungen müssen sich erst noch entfalten.” oder getarnt als Beispiel, wie man es selber macht “Also ich habe ja mit vier Monaten mit Beikost angefangen und das hat meiner Prinzessin ja so gut geschmeckt!”.
Man stürzt sich geradezu auf vermeintliche Erziehungsfehler oder auffälliges Verhalten der Kinder.
Heike hat es bereits vor zwei Jahren schon sehr treffend formuliert:
1. Ich glaube, dass Muttersein nicht automatisch verbindet. Nur weil ich ein Kind habe und du auch ein Kind hast, sind wir doch nicht automatisch Seelenverwandte.
2. Ich unterhalte mich gerne mit Frauen, dabei spielt es für mich keine Rolle, ob sie Mütter sind oder nicht. Es ist allerdings ganz praktisch, wenn sie auch was zu sagen haben.
3. Wenn ich einen Ratschlag zum Thema Windelwechseln, Beikost, Stillen o.ä. wichtigen Themen suche, dann bediene ich die Suchmaschine.
Wenn man zum ersten Mal Mutter wird, fällt es einem vielleicht noch nicht so leicht auf seinen Bauch zu hören. Man unterhält sich mit anderen Müttern, um festzustellen, daß die meisten Problemchen und Wehwehchen durchaus völlig normal sind.
Mir ging es dann in den ersten beiden Lebensjahren der großen Zwergin auch so, daß man schnell Kontakte knüpfen konnte. Zu Beginn fand ich das auch schön. Frisch umgezogen und keine Kontakte mehr über das Arbeitsleben war ich sehr froh andere Mütter kennenzulernen.
Mit der zweiten Schwangerschaft hat sich das alles geändert: da ich freiberuflich tätig war, hat keine der Mütter verstanden, wenn ich nicht mit zu diversen Ausflügen zu Erlebnisparks mit konnte und arbeiten mußte. Da hagelte es dann schon mal Vorwürfe wie: “Du mußt doch Deinem Kind was bieten. Immer nur Spazierengehen und Spielplatz ist doch langweilig!”
Spätestens nach der Geburt der jüngsten Zwergin hatte ich keine Lust mehr auf Mütteransammlungen. Am liebsten lerne ich neue Leute ohne Kinder im Schlepptau kennen. Sind sie mir sympathisch, ist es egal ob sie Kinder haben, ob sie Working Moms oder Stay at Home Moms oder irgend was dazwischen sind.
Best of blöde Kommentare
Die dümmsten Kommentare, die ich bekommen habe (sei es von Müttern, Vätern oder sonstigen Personen) möchte ich Euch nicht vorenthalten:
- “Was? Du stillst noch? Das kann doch nicht gut sein. In der Milch sind doch überhaupt keine Nährstoffe mehr!” (Ich habe 11, 8 und 20 Monate gestillt- so lange, wie die Zwerginnen und ich eben wollten)
- Dein Kind hat aber einen dicken Bauch! Du solltest mehr auf die Ernährung achten. Bei Euch gibt es ja auch ständig Kuchen!” (Ja. Wir mögen Kuchen. und Du wirst sicher nie einen von mir gebacken bekommen!)
- “Waaas? No.3 soll JETZT schon in den Kindergarten? Du willst sie jetzt schon abschieben? ICH könnte mein Kind nicht so früh abgeben!! (2,5 Jahre)
- “Na Working Mum, wie geht es denn Deinen Kindern, wenn Du den ganzen Vormittag arbeitest?” (???)
- “Wenn Dein Kind meines nicht zurück einläd, dann solltest Du mal Deine Erziehung überdenken. Ein Kindergeburtstag ist ein gesellschaftliches Ereignis, da muß man sich an Regeln halten!” (5. Geburtstag)
- Wir müssen über Dein Kind reden! (Nein, nie wieder!)
- Du kannst doch Dein Kind nicht alleine auf den Schulweg schicken? Ich nehm sie doch gerne mit. Wenigstens wenn es regnet. (Nein, der Schulweg ist sicher: 1x Straße im Wohngebiet überqueren, 1x Zebrastreifen 2x Ampeln: 1,5km)
Raus aus der Besserwisserfalle!
Wer “ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie” (Bibel: Johannes 8,7): Ich gebe zu, zu Beginn meiner Mutterschaft konnte ich hin und wieder der Versuchung nicht widerstehen meinen Senf in Kinderfragen dazuzugeben.
Doch je mehr ich mich über andere Besserwisser geärgert habe, desto nachdenklicher bin ich selbst geworden. Auch wenn ich meine Meinung zu Ernährung, Kindererziehung und sonstige Themen selbst ganz prima finde: ich akzeptiere, das andere auch einen gangbaren Weg für sich gefunden habe. Und Ratschläge gebe ich nur, wenn ich ausdrücklich darum gebeten werde. Und wenn ich mir dabei die Zunge abbeiße!!
Noch mehr Gedanken über MomyWars?
Bitte hier entlang!
Mama on the Rocks: Live and let die? Raus aus der Mommy-Wars-Falle
Momsoffice: Mommy wars braucht kein Mensch
Muffin Queen: Ratschläge aus der Hölle
Das ist ein unglaublich toller Artikel. Du hast so recht, dass wir immer in der Vergangenheit bzw. in der Zukunft leben. Wir denken meist zu viel und können nicht im Hier und Jetzt entspannen.
Danke für den schönen Beitrag – der einen noch einmal wieder daran erinnert, achtsam mit sich zu sein und den gegenwärtigen Moment zu genießen.
Liebe Grüße!
Auch wenn ich keine Mutter bin, finde ich deinen Beitrag sehr erheiternd :D
Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass ich jemals so werde, dass ich anderen Ratschläge in ihrer Kindererziehung geben würde. Aber vielleicht ändert sich das mit dem Muttersein. Ich frag mich zwar, was andere mit ihren Kindern machen, aber meine Meinung halte ich zurück.
Eine Freundin von mir, die gerade Mutter geworden ist, postet momentan ständig Tipps, ob Kinderwagen oder Tücher besser sind etc. Das nervt mich :D
Hallo Kari,
Das mit den Ratschläge geben geht schneller als man es sich vorstellen kann. Aber man sollte sich wirklich zweimal überlegen ob das auch notwendig ist.
Sag doch Deiner Freundin, daß es Dich nervt. Daß Du gerne bereit bist mit ihr über Kinder zu reden, aber nciht auf so dogmatische Art und Weise. :-)
Ein ganz toller Beitrag!! Wie oft habe ich mich über dumme Kommentare anderer Mütter geärgert! Leider bin ich dann meist so sprachlos und war oft nie schlagfertig genug!
Ich denke jeder sollte das für sich entscheiden, wie er seine Kinder erzieht! Ich mache sicherlich auch nicht alles richtig! :)
Klem Alice
Vielen Dank, dass Du Dich an unserer Blogparade beteiligt hast!
Dein Beitrag spricht mir aus der Seele, denn wir haben ähnliche Situationen erlebt und die gleichen Schlußfolgerungen daraus gezogen.
Es ist doch immer wieder verblüffend, wie garstig die sogenannten ‘guten Ratschläge’ rübergebracht werden.
“Wir müssen über Dein Kind reden!” Den Satz hatte ich komplett verdrängt. Darauf habe ich mich auch genau einmal eingelassen, mit einer Mutter eines lammfrommen Unschuldsengels. Nicht!
Du wurdest belehrt, weil Du vermeintlich zu lange gestillt hast, ich, weil ich es gar nicht gemacht habe. Man kann es nicht allen Recht machen und vor allem muss man das nicht!
Stell Dir mal vor, wir Mütter würden, statt uns gegenseitig nieder zu machen, zusammen eine lustige Kaffeerunde mit leckerem Kuchen genießen;-) Das wäre doch wirklich schöner, oder?
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Sam
Bäh, Deine Best-of der fiesen Sprüche sind ja absolut grauslich oO – da schüttelt es mich direkt. “Wir müssen über Dein Kind reden” hab ich auch schon zu hören gekriegt – F.Ü.R.C.H.T.E.R.L.I.C.H..